Im Juli 2015 war die Jugendbuch-Autorin Karin Bruder im Gymnasium Karlsbad zu Gast. Sie stellte Schüler/innen aus den 6. bzw. 7. Klassen ihr Buch : „Haifische kommen nicht an Land“ vor, das in Nicaragua spielt – also in dem Land, für das sich das Gymnasium seit 2002 engagiert. Im Folgenden schildert sie ihre Eindrücke.

Hundert Schüler nach Nicaragua entführen? – Gar nicht so schwer!

„Wie kamen Sie auf die Idee über Nicaragua zu schreiben?“, fragte ein Schüler der siebten Klasse nach der Lesung aus meinem Buch „Haifische kommen nicht an Land“. Kurzes Zögern meinerseits. Weil Nicaragua ein wunderbares Land ist, oder besser gesagt, sein könnte? Und weil ich eineinhalb Jahre lang zum Thema Zentralamerika recherchiert habe und davor das Buch „Panama“, das im Herbst auf den Markt kommt, geschrieben habe?
Nein. Der wahre Grund: Mir war langweilig. Der Himmel über Ometepe, einer Insel im Nicaraguasee, schien vergessen zu haben, dass Trockenzeit herrschte. Wolkenbänke schnappten sich Touristenträume, trugen sie irgendwohin. Es regnete seit drei Tagen. Schwimmen im stürmischen See ausgeschlossen, wandern unmöglich. Wir saßen im Hostal von Tio Carlos fest. Und dort lagen vier Bücher von Monika und Michael Höhn.
So erfuhr ich, dass dieses engagierte Ehepaar seit fast zwanzig Jahren ein Schulprojekt mit kleiner Krankenstation betreute. Das Ometepe Projekt. Ich besuchte die Schule und siehe da, Frau und Herr Höhn kamen mit einer Besucherdelegation aus Deutschland angereist.
Natürlich hatte ich viel gelesen und auch Unerfreuliches auf meinen Reisen gesehen aber dann wurde ich Zeuge einer erfolgreichen Initiative, die sich nicht allein durch ausländische Spenden finanziert, sondern von der örtlichen Bevölkerung stark mitgetragen wird. Ich war begeistert und in mir entstand die Idee zu Joaquíns Geschichte und seinen fünf Schwestern. Damit Jugendliche das Buch lesen wollen, musste natürlich eine Abenteuergeschichte daraus werden.

Nächste Frage: „Wieviel Euro sind ein ... wie heißt die Währung noch mal?“
„Cordoba.“ Frau Nolte musste einspringen und gleich danach erläuterte sie die beiden Nicaraguaprojekte des Langensteinbacher Gymnasiums.Haifische

An der ersten Lesung am 13.7.15 nahm auch Irma Koch teil, die gerade aus Nicaragua zu Besuch war. Sie arbeitet seit siebzehn Jahren als Musiklehrerin in Managua, Nicaraguas Hauptstadt. Ihre Erfahrungen waren so etwas wie eine Initialzündung für den Beschluss des Gymnasiums Karlsbad, sich langfristig für Kinder und Jugendliche in Nicaragua zu engagieren. Die daraus entstandenen Projekte besitzen einen langen Atem und sind überaus unterstützenswert.

Die sechsten Klassen und ihre Lehrerin, Frau Kneiding , zeigten sich an der Kultur und den Problemen des Landes überaus interessiert. Gut, dass Frau Koch und Frau Nolte Auskunft geben konnten. Das Fragenspektrum war breit gefächert, reichte von der Krankenversorgung über den geplanten Bau des Nicaraguakanals bis hin zu der prozentualen Verteilung von Arm und Reich.
„Was versteht man unter einem reichen Nicaraguaner?“
„Das sind Dollarmillionäre. Die sind also wirklich reich.“

Um die Fragen der Siebtklässler nach der Geografie Nicaraguas zu klären, rollten Herr Künzig und Herr Sekler rasch die Karte Zentralamerikas aus. Danach waren die Schüler vorbereitet, um die Schreibaufgabe zum Thema Fremd sein anzugehen.
Wie fühlt es sich an, wenn man weiß, dass man zu den Großeltern nach Nicaragua geschickt wird? Was erwartet einen in der Fremde? Wie wird es einem dort ergehen?
„Sind die Großeltern arm oder eher reicher?“, wollten die Schüler in beiden Werkstätten wissen. Eine berechtigte Frage.

Einige Texte wurden vorgelesen, erst zögernd, dann immer selbstsicherer. Für mich waren die beiden Lesungen mit Mini-Schreibwerkstatt eine echte Bereicherung. Nicht nur, weil ich mich darüber freute, wieder an der Schule sein zu dürfen, sondern weil die Schüler Interesse zeigten und wunderbar mitarbeiteten.
Ich danke allen beteiligten Schülern und Lehrern.

Karin Bruder